Far­ben im Web­de­sign smart und mit Sys­tem ein­set­zen

Far­ben spie­len in unse­rer Wahr­neh­mung eine wich­tige Rolle. Sie wir­ken sowohl auf Kör­per als auch Psy­che und haben direk­ten Ein­fluss auf unser Wohl­be­fin­den. 1903 erhielt PROF. NIELS FINSEN den Nobel­preis für Medi­zin für seine For­schung im Bereich der Licht­the­ra­pie, weil er nach­wei­sen konnte, dass Far­ben unab­hän­gige Ener­gien sind und Farb­schwin­gun­gen unter­schied­li­che REAK­TIO­NEN DES MENSCH­LI­CHEN KÖR­PERS UND DER PSY­CHE BEWIR­KEN. Auch GOE­THE setzte das Har­mo­nie­ge­setz der Töne dem der Far­ben gleich. Far­ben lösen bei den Betrach­tern Gefühle, Asso­zia­tio­nen und unbe­wuss­ten Reak­tio­nen aus. Jeder Farbe wird eine eigene Sym­bo­lik zuge­schrie­ben, die für die meis­ten Men­schen Gül­tig­keit hat.

Was ist Farbe und wie funk­tio­niert sie?

Phy­si­ka­lisch kam man ihr auf den Grund als Isaak New­ton 1676 wei­ßes Son­nen­licht mit­hilfe eines Pris­mas in seine Ein­zel­teile zer­legte, den soge­nann­ten SPEK­TRAL­FAR­BEN und damit zeigte, dass Kör­per­far­ben durch das Aus­fil­tern unter­schied­lich lan­ger Licht­wel­len ent­ste­hen. Schon Johan­nes Itten, Bau­haus-Meis­ter, Künst­ler und Farb­theo­re­ti­ker, beschrieb in sei­nem Werk “Kunst der Farbe” bein­dru­ckend, wie stark Farb­wir­kung unsere (psycho-phy­si­sche) Wirk­lich­keit bein­flu­ßen kann. In sei­ner Theo­rie erhält Farbe erst in Wech­sel­wir­kung zu einer oder ande­ren Far­ben ihren Wert. Die grund­le­gen­den Wir­kungs­wei­sen von Far­ben nennt man die 7 FARB­KON­TRASTE, die auf den FARB­KREIS VON ITTEN auf­bauen:
Farbkreis von Johannes Itten
Der Farb­kreis von Johan­nes Itten mit den Pri­mär­far­ben (innen), Sekun­där­far­ben (Mitte) und Ter­ti­är­far­ben (Außen)
Far­ben­paare, die durch das Drei­eck, Vier­eck und Qua­drat ver­bun­den sind, gel­ten als har­mo­nisch.
WECH­SEL­WIR­KUNG UND KON­TRASTE
Farbe-an-sich-Kontrast
Farbe-an-sich-Kon­trast = Skala rei­ner, unge­bro­che­ner Far­ben
Hell-Dunkel-Kontrast
Hell-Dun­kel-Kon­trast = Skala hel­ler und dunk­ler Ton­stu­fen
Kalt-Warm-Kontrast
Kalt-Warm-Kon­trast = Skala unter­schied­li­cher Farb-Tem­pe­ra­tur­stu­fen
Komplementärkontrast
Kom­ple­men­tär-Kon­trast = Skala ent­ge­gen­ge­set­zer Farb­kreis-Far­ben
Simultankontrast
Simul­tan-Kon­trast = Skala aus rei­ner Farbe und auf Grau “ent­ste­hen­der” Kom­ple­men­tär­farbe
Qualitätskontrast
Qua­li­täts-Kon­trast = Skala unter­schied­lich rei­ner und gesät­tig­ter Far­ben
Quantitätskontrast
Quan­ti­täts-Kon­trast = Far­ben im Grö­ßen­ver­hält­nis nach “Farb­stärke”

DER EIMER iST ROT, WEIL ER MOLE­KU­LAR ALLE LICHT­WEL­LEN AUS­SER DEN ROTEN ABSOR­BIERT (650-800 nm).

FARB­PRIN­ZI­PIEN IM WEB­DE­SIGN

Neben der impres­si­ven, expres­si­ven und sym­bo­li­schen Wir­kung von Farbe im All­tag erwei­tert sich ihre Auf­gabe im digi­ta­len Ein­satz. Als fun­da­men­ta­les Werk­zeug in der Umset­zung von App- und Web­site­ober­flä­chen liegt ihre Funk­tion in der Visua­li­sie­rung von HIER­AR­CHIEN, INTER­AK­TION, INFOR­MA­TION und MAR­KEN­WELT. Diese vier Prin­zi­pien die­nen als Grund­lage für den visu­ell-struk­tu­rier­ten Ein­satz von Farb­pal­let­ten, -sche­mas und -hier­ar­chien.
HIER­AR­CHIEN
Farbe unter­stützt Struk­tur und opti­sche Gewich­tung.
INTER­AK­TION
Farbe ist opti­sche Navi­ga­ti­ons­hilfe und Signal­ge­ber.
INFOR­MA­TION
Farbe erhöht den Trans­fer von Inhal­ten durch Text-Kon­trast.
MAR­KEN­WELT
Farbe syn­chro­ni­siert Marke und Nut­zer­um­feld.

Erstel­lung eines Farb­sche­mas

Liegt nicht schon der “Cor­po­rate Sty­le­guide” mit Vor­ga­ben an die Farb­ge­stal­tung auf dem Tisch, muss im Kon­text und pas­send zur Marke oder Pro­dukt­li­nie ein Farb­schema auf­ge­baut wer­den. Das Farb­schema unter­teilt sich in Grup­pen der PRI­MÄR-, SEKUN­DÄR-, FLÄ­CHEN- und SON­DER­FARBE.
  1. PRI­MÄR­FARBE

    Die Pri­mär­farbe legt den farb­li­chen Schwer­punkt und ist die Farbe, die am häu­figs­ten im Lay­out und den Kom­po­nen­ten ein­ge­setzt wird. Neben der PRI­MÄR­FARBE (Pri­mary Key­co­lor) soll­ten für einen bes­se­ren Kon­trast zwi­schen UI-Ele­men­ten helle oder dunkle VARI­AN­TEN DER PRI­MÄR­FARBE (Pri­mary Vari­ants) ver­wen­det wer­den. Zusätz­lich zu der Pri­mär­farbe benö­tigt man eine pas­sende DECK­FARBE (On-Pri­mary) für alle Ele­mente, die sich auf der Pri­mär­farbe befin­den, z.B. Text oder Icons.

  2. SEKUN­DÄR­FARBE

    Die Sekun­där­farbe erwei­tert gestal­te­ri­sche und struk­tu­rie­rende Mög­lich­kei­ten, um Module her­vor­zu­he­ben und zu unter­schei­den. Die Ver­wen­dung der Sekun­där­farbe ist optio­nal und sollte spar­sam in einem aus­ge­wo­ge­nem Ver­hält­nis zu der Pri­mär­farbe ein­ge­setzt wer­den, um bestimmte Teile Ihrer Benut­zer­ober­flä­che zu beto­nen. Die Sekun­där­farbe eig­net sich z.B. für Aus­wahl­bo­xen, Rei­ter Reg­ler und Schal­ter oder text­li­cher Dar­stel­lung von Links und zweit­ran­gi­gen Über­schrif­ten. Auch sie gibt es mit VARI­AN­TEN (Secon­dary Vari­ants) und DECK­FAR­BEN (On-Secon­dary).

  3. FLÄ­CHEN­FARBE

    Wäh­rend Hin­ter­gründe von Anwen­dun­gen oder Web­sites in der Regel glo­bal ange­legt wer­den, defi­niert die FLÄ­CHEN­FARBE (Sur­face) den Con­tai­ner, in dem sich Ele­mente oder Module befin­den. Auf­gabe der Flä­chen­farbe ist es, sich vom Hin­ter­grund abzu­he­ben und optisch-struk­tu­rell Berei­che von ande­rem abzu­gren­zen. Flä­chen­far­ben hal­ten sich im Hin­ter­grund und haben in der Regel auch keine mar­ken­re­le­vante Bedeu­tung. Auch sie wird in VARI­AN­TEN (key, dim, bright) ange­legt.

  4. SON­DER­FARBE

    Bei feh­len­der oder erfor­der­li­cher Inter­ak­tion, Hin­wei­sen und Resul­ta­ten sind Far­ben, die sich vom Schema unter­schei­den, essen­ti­ell, um sicher­zu­stel­len, dass ent­spre­chende Ele­mente in kei­nem Fall über­se­hen wer­den. Son­der­far­ben soll­ten in den Abstu­fun­gen AUF­FOR­DE­RUNG (alert), HIN­WEIS (con­sider) und MIT­TEI­LUNG (info).

Beispiel für den Einsatz von Primär-, Sekundär- und Flächenfarbe
Pri­mär­farbe
Pri­mär­farbe
Pri­mär-Deck­farbe
Pri­mär-Vari­ante
Sekun­där­farbe
Pri­mär­va­ri­ante
Flä­chen­farbe
Sekun­där­va­ri­ante

AUF­BAU DER FARB­GRUP­PEN

Bevor man die ein­zel­nen Farb­grup­pen defi­niert, muss die Schlüs­sel­farbe bzw. die pri­märe Haupt­farbe bestimmt wer­den. Das kann in funk­tio­na­ler Anleh­nung an das bestehende MAR­KEN­BILD, einer sinn­lich-emo­tio­nal DEFI­NI­TION, einer bestimm­ten SYM­BO­LIK oder expres­si­ven WIR­KUNG auf den Betrach­ter erfol­gen. Die Bestim­mung der Pri­mär­farbe ohne Kon­text ist schwie­rig und erfor­dert viel Vor­stel­lungs­kraft - leich­ter wird es, wenn für die Pri­mär­farbe eine “Rich­tung” bestimmt und mit Hilfe eines Farb­ras­ters um sie herum auf­baut wird. Alter­na­tiv eig­nen sich auch Gene­ra­to­ren wie Adobe Color Wheel, Color Hunt, Huem­int oder Coo­lors Palette...
 
In unse­rem Bei­spiel haben wir uns für ein sat­tes INDIGO als Pri­mär­farbe und einem strah­len­den TÜR­KIS als Sekun­där­farbe ent­schie­den. Beide gel­ten als “kalte” Far­ben, die aber durch ihre unter­schied­li­che Hel­lig­keit einen auf­fäl­li­gen Kon­trast bil­den. Als Hin­ter­grund- bzw. Flä­chen­farbe kom­bi­nie­ren wir beide Töne mit einem neu­tra­len Sand­ton. Um die Farb­grup­pen zu ver­voll­stän­di­gen, bil­den wir je EINE DUNKLE UND ZWEI HELLE VARI­AN­TEN für Pri­mär- und Sekun­där­farbe und eine Hell-dun­kel-Vari­ante für die Flä­chen­farbe. Für alle Ele­mente, wie Gra­fik und Schrift, die auf unse­ren, neuen Haupt­far­ben lie­gen, muss als letz­ter Schritt noch die DECK­FARBE bestimmt wer­den.

FAR­BEN UND DECK­FAR­BEN DER PRI­MÄR­GRUPPE

Pri­mär­va­ri­ante (dun­kel)
#3700B3

Pri­mär­farbe (key color)
#6200EE

Pri­mär­va­ri­ante (mit­tel)
#985EFF

Pri­mär­va­ri­ante (hell)
#DBB2FF

P

Deck­farbe (on-pri­mary)
#FFFFFF

P

Deck­farbe (on-pri­mary)
#3700B3

FAR­BEN UND DECK­FAR­BEN DER SEKUN­DÄR­GRUPPE

Sekun­där­va­ri­ante (dun­kel)
#019592

Sekun­där­farbe (key color)
#03DAC5

Sekun­där­va­ri­ante (mit­tel)
#70EFDE

Sekun­där­va­ri­ante (hell)
#C8FFF4

S

Deck­farbe (on-secon­dary)
#FFFFFF

S

Deck­farbe (on-secon­dary)
#3700B3

FLÄ­CHEN­FARBE UND VARI­AN­TEN

Flä­chen­va­ri­ante (dun­kel)
B1AE91

Flä­chen­farbe (key)
#C8C6AF

Flä­chen­va­ri­ante (hell)
#F0EAE1

Nach­dem das FARB­SCHEMA auf­ge­baut ist, geht es an die Über­tra­gung der Farb­re­geln auf die Ober­flä­chen bzw. dem Web­de­sign. Idea­ler­weise ver­wen­det man als erste “Farb­skizze” das zuvor ange­legte Wire­frame, um die ein­zel­nen Sek­to­ren den Farb­grup­pen zuz­ord­nen. Wer über die nötige Übung und Erfah­rung ver­fügt, kann natür­lich direkt mit einem sta­ti­schen Design oder Pro­to­ty­pen durch­star­ten.

FAZIT

Wer die Bedeu­tung und Wir­kung von Farbe kennt, schafft es, emo­tio­nale Wel­ten zu gestal­ten, die, aus Sicht des Betrach­ters, har­mo­nisch im Kon­text zum Inhalt ste­hen. Smart ein­ge­setzte Farb-Kon­traste ver­bes­sern nicht nur die Nutz­bar­keit, son­dern geben der Gestal­tung eine visu­elle Struk­tur und eine Bin­dung zur Mar­ken­welt.. Abge­se­hen die­ser Regel­werke: Farbe macht happy! (Q.E.D.)

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